Othmar Peter Hartmann "Die Überfahrt"
Wien [ENA] Othmar Peter Hartmann (1898 - 1973) hat mit seinen mystischen Bildern gewissermaßen schon das große Interesse der Kulturschaffenden am Märchenhaften vorweggenommen. Bereiche wie Film, Spiele, Kostüme oder Bühnenbilder nützen die technischen Möglichkeiten zur Erschaffung einer uferlosen Fantasiewelt.
Die Märchenwelt hat durch die bewegten Bilder ungeahnte Möglichkeiten bekommen und ist in der Zwischenzeit fester Bestandteil des kulturellen Erlebens vieler Kinder und Erwachsenen. In vielen Bildern von Hartmann zeigen sich schon Ansätze von "Bewegung", so als wollten die Geschichten, die sie erzählen, den ihnen zugedachten engen Rahmen sprengen und sich über das Bild hinaus in einem Film vervollständigen. So auch in dem kleinen Ölbild "Die Überfahrt", das so dramatisch mit märchenhaften Figuren spielt. Seeungeheuer, gefährliche Bootsfahrten oder schwebende Luftgeister spielen sich in einer Fantasielandschaft ab und träumen in einer düsteren Beleuchtung von einer besseren Welt und das Zauberhafte wird zum Mittelpunkt des Empfindens.
Menschen und Fabelwesen mit Vogelköpfen warten auf die Überfahrt in das Land ihrer Träume, das aber doch nur von einem schrecklichen Ungeheuer bewacht ist, das feurig und mit riesigen Zähnen vielleicht die ewigen Gefahren der menschlichen Abenteuerlust symbolisiert, die schon so eindrucksvoll in Homers "Odyssee" beschrieben wird. Der schnelle Pinselstrich und die angedeuteten Konturen verstärken das Bewegte und Filmische in dem Bild und sprengt in der Gesamtkomposition die ruhige und statische Bildtradition, die schon immer im einmal Gesetzten der Detailtreue verhaftet war. So gehört auch der Maler Othmar Peter Hartmann eigentlich schon zu den Vorläufern des bewegten Bildes, das im Film seinen Höhepunkt erfahren hat.